Long-Covid – Sekundär- und Tertiärprävention notwendig

Eine englische und eine deutsche Studie weisen deutlich darauf hin, dass Long-COVID die Gesundheit von Millionen von Menschen weltweit über Monate, vielleicht sogar Jahre beeinträchtigt.

„Long-COVID“ ist nach amerikanischer und britischer Definition ein Sammelbegriff für Erkrankungssymptome und Organschädigungen, die mehr als vier Wochen nach einer Infektion mit dem Corona-Virus vorhanden sind. An Long-COVID erkranken dabei auch Menschen mit einem minderschweren Verlauf der SARS-CoV-2 Infektion und ohne vorheriges Gesundheitsrisiko wie Bluthochdruck und Übergewicht.

Erkrankungssymptome und Organschäden sind auch nach 10 Monaten oft noch so gravierend, dass sie Anlass zu erheblicher Sorge bereiten. Die Behandlung und Therapie der an Long-COVID Erkrankten muss im Gesundheitssystem deshalb jetzt dringend eine der Top-Prioritäten sein. Sekundär- und tertiärpräventive Strategien in Medizin und Therapie auf der Grundlage der jetzt vorliegenden Evidenz ist unbedingt notwendig.

(> Die Grafiken in diesem Bericht können Sie durch einen Klick vergrößern)

Long-COVID drei bis fünf Monate nach SARS-CoV-2 -Infektion – Ergebnisse einer englischen Studie mit Patient*innen aus dem Jahr 2020

Die im BMJ open (British Medical Journal)  erschienene Studie (1) untersuchte körperliche und psychische Symptome sowie Organschäden drei bis fünf Monate nach der Diagnose der SARS-CoV-2 Infektion.

Die überwiegende Mehrheit der 201 untersuchten Patient*innen aus England hatten auch noch Monate nach Infektionsbeginn erhebliche, überwiegend körperliche Erkrankungssymptome. Auch ließen sich Organschädigungen nachweisen. Diese wurden zwar als „mild“, also gering eingestuft. Langfristig stehen aber auch solche minderschweren Organschädigungen in Zusammenhang mit sehr ernsthafteren Folgeerkrankungen.

Die beiden Grafiken zeigen die wichtigsten Ergebnisse:

Long COVID 10 Monate nach SARS-CoV-2 -Infektion: Ergebnisse einer deutschen Studie von Januar 2022

Anlass zur Sorge machen auch die Ergebnisse der deutschen Studie, „The Hamburg City Health Study COVID program“,  erschienen im European Heart Journal im Januar 2022 (2). Die Resultate der Hamburger Forscher*innen schließen sich nahtlos an die der Engländer*innen an. Die Hamburger*innen fanden auch 10 Monate nach Infektionsbeginn Funktionseinbußen und Organschädigungen an Herz, Lunge, Nieren und Blutgefäßen.

Beachtlich ist das Thromboserisiko. Im Vergleich zu Nicht-Infizierten steigt dies um das Zwei- bis Dreifache an. Auch das Herz verzeichnet eine erhebliche Belastung, abzulesen an Blutmarkern, die Stress wie auch eine Schädigung des Herzens anzeigen. Die entsprechenden Proteinmarker steigen bei Long-COVID-Erkrankten um bis zu 41% im Vergleich zu Gesunden.

Ähnlich wie in der Studie aus England waren in der deutschen der größte Teil der Studienteilnehmer*innen nicht so schwer von einer SARS-C oV-2 Infektion betroffen. Deshalb mussten sie nicht stationär behandelt werden.

Insgesamt warnen die deutschen Forscher*innen wie ihre englischen Kolleg*innen vor der Verharmlosung der „minimalen Organschädigungen“. Die minimale Abnahme z.B. der Pumpkraft des Herzens stellt langfristig einen erheblichen Risikofaktor für eine sehr viel ernsthaftere Erkrankung dar.

Zusammenfassung

  1. Long Covid trifft auch Menschen mit einem minderschweren Symptomverlauf der SARS-CoV-2 Infektion.
  2. Klar ist noch nicht, ob eine völlig symptomfreie, unbemerkte Corona-Infektion ebenfalls in LONG-Covid sowie eine darauf folgende chronische Erkrankung münden kann.
  3. Unbekannt ist derzeit noch, ob die aktuelle Omicron-Variante in Long-COVID münden kann.
  4. Long COVID betrifft Menschen aller Generationen.
  5. Vorherige Risikofaktoren sind offenbar nicht ausschlaggebend für die Erkrankungssymptome und Organschäden aufgrund der Infektion.
  6. Bisher ist nicht absehbar, wie lange die Erkrankungssymptome bleiben oder sich eine dauerhafte, chronische Erkrankung daraus entwickeln kann.

Deshalb benötigen wir jetzt eine Strategie die Menschen dabei hilft mit denFolgen von Long-COVID umzugehen. Wir benötigen eine Strategie zur Sekundär- und Tertiärprävention der Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2 Infektion (>klick)

(1) Dennis A, Wamil M, Alberts J On behalf of COVERSCAN study investigators, et al. Multiorgan impairment in low-risk individuals with post-COVID-19 syndrome: a prospective, community-based studyBMJ Open 2021;11:e048391. doi: 10.1136/bmjopen-2020-048391

(2) Elina Petersen et al., Multi-organ assessment in mainly non-hospitalised individuals after SARS-CoV-
2 infection: The Hamburg City Health Study COVID program. Eur. Heart J., 2022.
DOI: https://academic.oup.com/eurheartj/article-lookup/doi/10.1093/eurheartj/ehab914

(c) Autorin: Iris Haarland – Veröffentlichung von Text und Grafik in anderen Medien zu handelsüblichen Konditionen, Kontakt im Impressum

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